In dem letzten Jahresbericht der EU-Kommission zum gemeinsamen Schnellwarnsystem wurde deutlich, dass die Verbraucherschutzbehörden innerhalb der Europäischen Union dieses Mal stärkeren Alarm geschlagen haben als jemals zuvor. Es wurden fast 4000 potenziell gefährliche Artikel identifiziert, wovon etwa 470 von deutschen Behörden festgestellt worden waren. Verglichen mit nur zwei Jahren zurück hat sich diese Anzahl nahezu verdoppelt. "Es ist unser Pflicht, sicherzustellen, dass keine Produkte auf den Markt gelangen, welche unsere Gesundheit und unseren Lebensraum bedrohen", erklärte EU-Verbraucherschutzkommissar Michael McGrath während eines Treffens in Brüssel.

Das häufigste Problem betraf wieder gefährliche Kosmetikprodukte, gefolgt von Spielsachen undElektronikkartigen Geräten. Bei 97 Prozentsatz der beschwerdeführenden Kosmetika stellten dieBehörden fest, dass sie den Aromastoff Lilial enthielten, welcher als krebserzeugend, genmutierendund fortplanzungsförderbedrohlich eingestuft wird. Zu den zurückgegebenen Elektrowaren gehörteauch ein Reisestecker, den französische Kontrolleure identifiziert haben. „Dieser Steckerdarf zu einem elektrischen Schlag führen“, erklärte McGrath währenddem Vortrag des Berichtes indem er das Gerät demonstrativ hochhielt. Darüber hinaus hatteder Händler ohne Erlaubnis das CE-Symbol gedruckt, was den Konsumenten eine falscheSicherheitsgarantie vermitteln könnte.

Wir müssen sicherstellen, dass Artikel, die wir regelmäßig verwenden, weder unsere Gesundheit noch die Umwelt gefährden.

Michael McGrath,;EU-Verbraucherschutzkommissar

Im Rahmen des europäischen Schnellwarnsystems nehmen 30 Länder teil. Sobald eine nationaleBehörde ein möglicherweise bedenkliches Produkt findet und meldet, teilt dies die EU mit allen übrigenVerbraucherschutzzentralstellen weiter. Egal ob das Produkt online oder im Geschäft gekauftsowie unabhängig davon, ob der Verkaufsunternehmen innerhalb oder außerhalb Europas liegt,muss es den Anforderungen gemäß dem EU-Sicherheitssatz für Produkte gerecht werden – soMcGrath. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission ein Instrument geschaffen, welches zurAufspürung von aus dem Handel genommenen Produkten sowohl in physischen Geschäften als auchin Onlineshops verwendet wird. Letztes Jahr wurden dabei insgesamt 5300 Onlinemärkte sowieüber 1,6 Millionen Websites daraufhin untersucht, ob sie gefährliche Artikel verkaufen.

Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Onlineshops wie Temu und Shein gibt, bei denen aktuell auch Ermittlungen im Bereich des unzureichenden VerbraucherSchutzes läuft. Im Jahr 2024 machten 40 Prozent aller Warnmeldungen in der EU von Produkten aus China aus. Bei einer Anfrage des Redaktionss Netzwerkes Deutschland (RND) unterstrich McGrath die große Bedeutung dieser bilateralen Zusammenarbeit mit chinesischen Behörden hervor. Solche Gespräche fänden übrigens schon seit dem Jahr 2006 statt. Dennoch musste sich der EU-Beauftragte eingestehen, dass die Menge an Paketen mit niedrigem Warenwert aus China in jüngster Vergangenheit erheblich angestiegen ist. Daher plant er, diesen Dialog sowohl mit den chinesischen Behörden als auch Unternehmensvertretern zu verstärken und wird in den kommenden Monaten eine Reise nach China planen.

Vor einem Jahr sind über 4,5 Milliarden Pakete mit minderwertigen Gütern nach der EU gelangt – das ist zweimal so viel wie im Jahr zuvor. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass ein beträchtlicher Anteil dieser Artikel den Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen sowie den bestehenden Regulierungen nicht gerecht wird.

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